Bleikristall

Ein Beispiel für einen Industriezweig, der heute so nicht mehr existiert, mit dessen Hinterlassenschaften man aber vor allem in der Oberfpalz zu kämpfen hat, ist die Bleikristallindustrie. Glas war schon seit dem Mittelalter in Ostbayern heimisch. Die nördliche Oberpfalz war lange Zeit eines der Zentren der europäischen Bleiglasindustrie.

Mit Öffnung der Ostgrenzen drängte dann billiges Glas aus der damaligen Tschechoslowakei, Polen, Weißrussland und der Ukraine auf den Markt - und besiegelte schließlich den wirtschaftlichen Niedergang. Eine Glasfabrik nach der anderen unterlag im Preis- und Verdrängungswettbewerb. Seitdem liegen die meisten Standorte der ehemaligen Bleikristallfabriken brach und sind dem Verfall preisgegeben.

Belastende Komponenten der Glasherstellung

Besonderes Gewicht bei der Entstehung von Altlasten haben die bei der Glasweiterverarbeitung und -veredelung eingesetzten Schadstoffe, sowie die jeweils verwendeten Hilfs- und Zusatzstoffe.

Bleikristall besteht zu bis zu 33% aus Blei, daher rührt die besondere Klarheit, die Lichtbrechung und auch der besondere Klang der Gläser. Für die Läuterung der Gläser wurden Arsen und Antimon eingesetzt und um den funkelnden Glanz zu erhalten, erfolgte eine Säurepolitur mit Flusssäure. Dies sind dann auch unter anderem die Schadstoffe, mit denen man es auf den Standorten der ehemaligen Bleiglasfabriken zu tun hat.

Darüber hinaus befanden sich an jedem Standort der Glas- und Bleikristallindustrie verschiedene Werkanlagen und Nebenbetriebe, wie Gaswerke zur Befeuerung der Schmelzöfen, Schlossereien, Elektrowerkstätten und Schreinereien, in denen ebenfalls mit branchentypischen, umweltgefährlichen Stoffen umgegangen wurde.

Wie gefährlich viele Chemikalien sind, war früher schlicht nicht bekannt.